Die weiblichen Druiden – die vergessenen Priesterinnen der Kelten.
Die Geschichte der weiblichen Druiden bei den Kelten ist ebenso faszinierend wie rätselhaft. Lange Zeit im Schatten ihrer männlichen Kollegen, kommen durch historische Aufzeichnungen, wie die von Gaius Julius Caesar und Tacitus, sowie archäologische Funde neue Erkenntnisse ans Licht. Diese enthüllen eine faszinierende Welt weiblicher Druidinnen, die nicht nur spirituelle Führerinnen, sondern auch Verteidigerinnen ihrer Heimat waren.
Beschreibung der weiblichen Druiden durch die Römer und Griechen
Gaius Julius Caesar, der legendäre römische Feldherr, war von den Druiden fasziniert. In seinen Aufzeichnungen beschreibt er Frauen, die als Banduri (Druidinnen) bekannt waren und die die Insel (England) verteidigten. Diese Druidinnen waren keine passiven Zuschauer, sondern verfluchten die Schwarzgekleideten, womit wahrscheinlich römische Eroberer gemeint waren. Tacitus ergänzte, dass es unter den keltischen Herrschern keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen gab, und die weiblichen Kelten eine erstaunliche Macht innehatten.
Plutarch betonte, dass weibliche Kelten in ihrer Aktivität keineswegs römischen oder griechischen Frauen nachstanden. Sie waren maßgeblich an Verhandlungen von Verträgen und Kriegen beteiligt, nahmen an Versammlungen teil und schlichteten Streitigkeiten. Der antike Geograf Pomponius Mela berichtete von jungfräulichen Priesterinnen auf der Insel Sena in der Bretagne, die nicht nur die Zukunft vorhersagen, sondern auch eine wichtige politische Rolle spielten.
Cassius Dio erinnerte an eine Druidin namens Ganna, die sogar eine offizielle Reise nach Rom unternahm und von Domitian, dem Sohn des Vespasian, empfangen wurde. In der Beschreibung der Schlacht von Moytura zeichnete sich das Bild von zwei Druidinnen ab, die Felsen und Bäume verzauberten, um die keltische Armee zu unterstützen. Diese Schilderungen lassen darauf schließen, dass die weiblichen Druiden nicht nur spirituell tätig waren, sondern auch aktiv in die Kriege ihrer Zeit involviert waren.
Irische Überlieferungen und die Namen der Druidinnen
Den irischen Überlieferungen zufolge trugen Druidinnen zwei Hauptnamen: Baduri und Banfilid, was Dichterinnen bedeutet. Wenig ist über die meisten von ihnen bekannt, doch der Name Fedelma taucht in alten Texten auf. Sie war eine Frau am Hofe von Königin Medb von Connacht im 10. Jahrhundert nach der Zeitwende und trug den Titel „Banfilid“.
Königin Boudicca – Eine Nachkommin der Druiden
Unter den berühmten Nachkommen weiblicher Druiden ragt Königin Boudicca heraus. Ihre Mutter war eine Banduri, und Boudicca selbst war eine herausragende Königin des keltischen Stammes der Iceni. Im ersten Jahrhundert ndZ führte sie einen mutigen Aufstand gegen die Römer an. Forscher diskutieren bis heute über die Möglichkeit, dass Boudicca selbst auch eine Druidin war, was ihre außergewöhnliche Führung und ihren Widerstand gegen die römische Besatzung erklären könnte.
Die Geschichte der weiblichen Druiden der Kelten ist reich an Abenteuern, spiritueller Weisheit und politischem Einfluss. Diese vergessenen Priesterinnen haben nicht nur die Geschichte ihrer Zeit geprägt, sondern hinterlassen auch ein Erbe, das es zu würdigen und wiederzuentdecken gilt. Ihr Einfluss reicht über die Jahrhunderte hinaus und erinnert uns daran, dass die Kraft der weiblichen Spiritualität von Anfang an tief verwurzelt ist.
Die Druidinnen, die in den geheimnisvollen Ritualen und Festen ihre spirituelle Praxis zelebrierten, verehrten Göttinnen wie Brighid, deren Kult später von christlichen Nonnen als „Heilige Brigid“ übernommen wurde. Diese Verbindung zwischen den alten keltischen Glaubensweisen und den späteren christlichen Traditionen verdeutlicht die Tiefe und Kontinuität spiritueller Praktiken, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden.
Die Archäologie hat in verschiedenen Teilen Europas Beweise für die Existenz weiblicher Druidinnen ans Licht gebracht. Insbesondere in Deutschland zwischen den Flüssen Rhein und Mosel wurden zahlreiche Frauenbestattungen aus dem vierten Jahrhundert vor der Zeitenwende entdeckt. Diese Gräber enthalten nicht nur kostbaren Schmuck, sondern auch Gegenstände, die auf einen hohen sozialen Status hinweisen, wie ein besonderer Torque, welche als Statussymbole betrachtet werden. Einige Gräber in Vix, Burgund (Frankreich) und Reinheim (Deutschland), die auf das fünfte Jahrhundert vdZ datiert sind, gehören mit hoher Wahrscheinlichkeit weibliche Druidinnen.
Ein weiterer faszinierender Fund stammt aus Metz, Frankreich, wo eine Inschrift in der Rue de Récollets zu Ehren einer weiblichen Druidin und des Gottes Sylvanus entdeckt wurde. Diese Entdeckungen bezeugen die wichtige Rolle, die diese Frauen in ihrer Gesellschaft spielten, und unterstreichen die Möglichkeit, dass viele von ihnen Druidinnen waren, die in ihrer Eliteposition nicht nur politisch, sondern auch spirituell eine prägende Rolle inne hatten.
Die römische Unterdrückung der Druiden und ihrer Weisheit ist ebenfalls dokumentiert. Viele wurden von den Römern getötet und ihre Aufzeichnungen (sofern überhaupt vorhanden) zerstört. Die spätere römisch-katholische Kirche sah in den Druidinnen angebliche Zauberinnen und Hexen, die mit dem Teufel paktierten. Der Heilige Patrick führte einen rigorosen Feldzug gegen die keltischen Traditionen, verbrannte mehr als hundert alte, heidnische Aufzeichnungen und zerstörte heilige Stätten. Aus dem Wissen heraus, daß die Druiden und Druidinnen ihre Lehre stets mündlich weitergegeben haben, war es für die “neuen” Machthaber äußerst wichtig, diese Kette durch das Töten eben jener Menschen zu unterbrechen. Diese von Hybris, Macht- und Kontrollwahn geprägte “Elite” ist bis heute aktiv. Ein frei lebender und denkender Mensch, oder gar ein Druide oder eine Druidin, die dieses alte Wissen als Basis des menschlichen Seins lehren, ist eine extreme Gefährdung ihrer Macht und wird von ihnen entsprechend “geahndet”.
In der modernen Zeit, in der das Interesse an alten spirituellen Praktiken und weiblicher Spiritualität wieder erwacht, könnten die vergessenen Priesterinnen der Kelten eine inspirierende Quelle für Frauen auf der Suche nach ihren Wurzeln und ihrer eigenen spirituellen Reise sein. Die weiblichen Druiden der Kelten mögen in den Annalen der Geschichte übersehen worden sein, aber ihre Existenz und ihr Erbe verdienen es, wiederentdeckt und gewürdigt zu werden. Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass die Vergangenheit oft mehr Schätze birgt, als wir uns vorstellen können, und dass es sich lohnt, die Geschichten der Frauen zu suchen, die im Schatten der Geschichte stehen.