Die Befreiung deiner Seele. Ein Kapitel aus dem Buch Druidentum Heute in drei Teilen.
Werbung verkauft uns Unzufriedenheit und Angst. Aus der Angst heraus, unbedeutend zu werden, den Kontakt zu verlieren und zurückgelassen zu werden, sehnen wir uns immer nach neuen Dingen. Wir wollen nicht als arm oder altmodisch oder irgendwie als Außenseiter angesehen werden. Also besorgen wir uns die Dinge, die uns den Respekt anderer verschaffen. Wir sind täglich einer Flut von Informationen darüber ausgesetzt, wie wir auszusehen haben, wie wir uns kleiden sollten, wie unser Zuhause sein sollte und welche Fahrzeuge wir nutzen sollten. Wir werden gerade dazu ermutigt, uns klein und unzulänglich zu empfinden.
Damit werden wir motiviert, oder fast schon genötigt, weiter zu kaufen. Wer sich die Logik, die Strategien und die Werkzeuge des (Online-) Marketings genau ansieht versteht unmittelbar, daß es um einen massiven Eingriff in die Denkweise eines Menschen geht. Es geht darum, deine Träume nutzbar zu machen. Deren Geschäft ist es, in deinen Kopf einzudringen und die natürlicherweise in dir vorhandenen Wünsche durch den Wunsch nach Erzeugnissen zu ersetzen. Diese dann von dir erworbenen Erzeugnisse erfüllen niemals deine Wünsche. Das dann entstehende Gefühlsloch wird gleich wieder durch den Wunsch nach noch mehr Dingen gefüllt.
Die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse sind ziemlich einfach. Wir brauchen Nahrung, Wasser, Wärme, Unterkunft und Gemeinschaft. Wir wollen uns wertgeschätzt und respektiert fühlen. Wir brauchen Würde und Liebe. Wir sehnen uns nach Sex und einige von uns haben einen starken Fortpflanzungsdrang. Aber wir können gut ohne diese Dinge auskommen, wenn wir nur genug von dem anderen Zeugs haben was uns verkauft wird. Dabei lieben wir die Schönheit, wir lieben Gelegenheiten zum Lachen, wir lieben körperliche Zuneigung und wir lieben Sachen, die wir mit anderen teilen können.
Die überall verfügbare Technologie hat im Laufe des letzten Jahrhunderts viel dazu beigetragen, uns alle zu isolieren. Wenn das Laufen das Standard-Fortbewegungsmittel ist, dann hat man viele Möglichkeiten andere Menschen zu treffen. Wenn wir uns dann abends versammeln um Zeit miteinander zu verbringen, haben wir unseren notwendigen sozialen Austausch. Dieser gibt uns weit mehr als das bloße Starren auf einen Bildschirm. Sobald wir gefüttert und getränkt sind, sobald es uns warm ist, sind die meisten unserer Bedürfnisse gestillt. Interaktionen mit anderen Menschen über die Technologie gibt uns das nicht. Insbesondere jene Technologie, bei der wir eher passiv alles aufnehmen als sich mit anderen auszutauschen. Wenn wir voneinander abgeschnitten sind werden wir viel leichter davon überzeugt, daß wir die unnötigen Angebote aus dem Marketing benötigen um diese Gefühlslücke zu füllen. Meistens versucht die Werbung uns davon zu überzeugen, daß ein bestimmtes Ding die Kraft hat uns wieder in eine richtige Beziehung zu anderen Menschen zu bringen. Uns werden glückliche Familien, romantischer Erfolg, starke Anziehungskraft, erfüllende Arbeitsplätze und komfortable häusliche Anordnungen gezeigt. Uns wurde beigebracht, daß der Weg zu diesen Dingen darin besteht, die richtigen Sachen zu besitzen. Wenn du nur das richtige Haus hast, mit dem richtigen Kühlschrank mit dem richtigen Bier darin und dem richtigen Teppich, dem richtigen Parfüm auf deinem Körper, ja, dann werden deine Sehnsüchte erfüllt und die richtigen Freunde und Liebhaber kommen wie von selbst zu dir. Wenn du die richtige Soße kaufst, die richtigen Reinigungsprodukte verwendest und deine Möbel aus dem richtigen Geschäft beziehst, ja, dann wird deine Familie dich lieben und respektieren. Natürlich funktioniert nichts davon. Würde uns dieser offensichtlich Unsinn unmittelbar so angeboten werden, dann würden das die meisten Menschen nicht glauben. Die Art und Weise wie uns diese Ideen gezeigt werden, lässt das beworbene Etwas jedoch wie ein Kuckucksei in das Nest unserer Träume schlüpfen.
Die Art wie wir nachts träumen kann uns viel darüber sagen, was in unserem weniger bewussten Denken vor sich geht. Wovon wir träumen, kann uns viel darüber sagen, was uns verkauft wurde. Benutze deinen Verstand und untersuche deine Bemühungen und deine Wünsche. Suche nach der Produktplatzierung in deinem eigenen Wunschdenken. Suche nach den Dingen, die du dir wünschst. Suche nach den Dingen, die du vielleicht kaufen willst. Dinge, von denen du glaubst, daß sie dich “vervollkommnen” und sogar erheben würden. Untersuche das. Frage dich, was deiner Meinung nach diese Einkäufe wirklich bringen. Wenn du dich zum Beispiel nach einem exotischen Urlaub sehnst, ist dein Wunsch nach Ruhe einfach von einem Werbeparasiten übernommen worden? Wird dein Wunsch nach Freiheit, Raum oder Ruhe von einem Geschichten-Virus über Autos manipuliert?
Werbung ist absolut bewusst darauf ausgerichtet, sich unsere Träume anzueignen, diese zu kolonisieren. Sie nehmen unsere Bedürfnisse und benutzen diese gegen uns mit dem Ziel, uns auszubeuten. Im Grunde handelt es sich hierbei um einen natürlichen Prozess der dazu dient, uns unsere Wünsche zu erfüllen. Dieser Vorgang wird absichtlich verdreht, damit jemand anders davon profitiert.
Anstatt uns dabei zu unterstützen, daß wir uns besser fühlen, sorgt die unerbittliche überall auftauchende Werbung dafür, daß wir mit unserem Leben und uns selbst unzufrieden sind. Das Ziel, welches dadurch erreicht wird, ist, daß wir genau das wollen, was sie verkaufen. Du wirst keine Schönheitsprodukte kaufen wenn du davon überzeugt bist, daß dein Gesicht, dein Körper und deine Haare so gut sind, wie sie sind. Du wirst keine neue Garderobe wollen wenn du weißt, daß deine alte Kleidung vollkommen in Ordnung ist und ihren Zweck erfüllt. Du wirst auch kein neues Telefon haben wollen. Es sei denn, man hat dich irgendwie davon überzeugt, daß das alte dich im Stich lassen wird.
Die Rückeroberung deiner Tagträume und deiner Sehnsüchte ist ein wichtiger erster Schritt, um die Kontrolle über dein Leben zurückzugewinnen. Hier könnten wir nützlicherweise auf die alten Geschichten von Menschen zurückgreifen, welche dem Reich der Feen entkommen sind. Traditionell sind die Feenreiche voller Glamour und irreführender Illusionen. Das Essen und Trinken macht süchtig und ist schädlich für den Menschen. Alles ist verzerrt und surreal. Diese Illusionen zu durchbrechen ist schwer. Menschen die es dennoch versuchen entdecken dann meist die Ursache, wie sie von diesem scheinenden Glanz überhaupt erst verführt werden konnten. Selbst nach der gelungenen Flucht wird der eindringliche Klang ferner Feenmusik möglicherweise nie ganz verschwinden. Das ist eine ziemlich gute Metapher für das womit wir es zu tun haben wenn wir versuchen, den Fängen des werbegetriebenen Konsums zu entkommen. Auch wenn wir die Lügen durchschauen und uns nicht weiter umgarnen lassen. Auch wenn wir die wahre Natur dieses Vorgangs durch Erfahrung kennen gelernt haben, kann immer noch ein starkes Verlangen in uns brennen.
QUELLE: Auszug aus dem Kapitel „Die Befreiung deiner Seele“ aus dem dem Buch Druidentum Heute. Das Buch kann als Druckversion oder als EPUB direkt über den Verlag bestellt werden.