Wer zum ersten Mal mit dem Druidentum in Kontakt kommt, wird feststellen, daß es viele unterschiedliche Rituale gibt, bei denen Opfergaben verwendet werden. Nach dem abhalten der Rituale müssen diese auch wieder entsorgt werden.
Manchmal scheinen Opfergaben zu bedeuten, eine lebende Blume an einem Ort zu pflücken und an einen anderen zu bringen. Es ist durchaus denkbar, daß an diesem Punkt bereits einige Menschen zurückschrecken. Im schlimmsten Fall bedeuten Opfergaben Teelichter, welche den Ort des Rituals beschädigen und verunreinigen. Dazu gehören auch an Bäume gebundene Plastikteile und achtlos verrottende Abfälle.
Doch nicht alle Menschen sind gleich und nicht alle Rituale von den verschiedenen heidnischen Gruppen werden gleich vollzogen.
Menschen haben Opfergaben in Ritualen aller Art verwendet. Auf der ganzen Welt ist das in den unterschiedlichsten Kulturen sehr gut dokumentiert. Wir verwenden Opfergaben in menschlichen Beziehungen auf ähnliche Weise. Um zu gefallen und um zu besänftigen, um eine Belohnung in Form von Sachleistungen zu erhalten, um mit dem anzugeben, was wir haben, um uns besser zu fühlen und um das Gefühl zu haben, daß wir besondere, heilige Dinge tun. Bei einer Opfergabe ist es wichtig, die eigenen Beweggründe zu betrachten. In welchem Ausmaß bieten wir dem großen Ganzen, dem großen Geist tatsächlich etwas an und inwieweit handeln wir in einer Art, die für das menschliche Publikum um uns herum gut aussieht? Was braucht die Natur, die wilde Welt von uns? Was bedeutet der Geist der Welt braucht uns? Wozu brauchen uns unsere Vorfahren und unsere Götter? Die Antwort auf diese Fragen ist sicherlich nicht ein Teelicht oder ein Räucherstäbchen. Sie kommt auch nicht einfach aus einer Plastiktüte.
Es gibt oft viel Ego in den „Opfern“, die wir bringen und erschreckend wenig Nutzen für die Dinge, denen wir vorgeben zu dienen.
Wenn du irgendwo im freien deine Rituale vollziehst dann ist eines der besten Handlungen die du an einem Ort machen kannst, diesen aufzuräumen. Entferne den von Menschen gemachten und dort zurückgelassenen Müll. Trenne diesen und, sofern möglich, führe ihn der Wiederverwertung zu. Das hilft nicht nur dem Gelände und schützt die dort lebenden Wesen. Es bedeutet auch, daß insbesondere Plastik von hier nicht mehr in Wasserläufe und am Ende ins Meer gelangen kann. Dieser Müll kommt nicht mehr in den Magen eines Meeresbewohners oder eines anderen Tieres, welches daran elendig zugrunde geht. Das Sammeln von Abfall ist keine angenehme Arbeit. Du benötigst Handschuhe und du musst darauf achten, daß du dich nicht an Glasscherben oder gar Spritzen verletzt. Diese Handlung ist ein kraftvoller und bedeutungsvoller Akt der Hingabe.
Müll aus Wasserläufen zu holen kann ein riskantes Unterfangen sein. Du musst vorsichtig sein und auf dich achten. Erkunde vorher, wie tief das Gewässer ist und behandle es mit Respekt. Wer in der Nähe eines Gewässers oder gar auf einem Boot lebt, der kann mit einem Fischernetz jeglicher Art den Müll herausfischen. Wenn wir verhindern können, daß der Müll überhaupt erst in ein Gewässer gelangt, dann ist das allemal eine wertvolle Anstrengung.
Bäume pflanzen
Bäume sind das, was wir als magische Lösung zur Verfügung haben, wenn es um die Verbesserung unserer Umweltbedingungen geht. Deswegen noch einmal: Bäume pflanzen.
Züchte Setzlinge in Töpfen und finde ein sicheres Zuhause für sie. Kaufe oder tausche Setzlinge und pflanze sie. Spende Geld an vertrauensvolle Organisationen, welche Bäume pflanzen. Pflanze nicht wild überall um dich herum. Das geht in den seltensten Fällen wirklich gut. Einen Baum zu pflanzen ist eine langfristige Überlegung und erfordert Weitsicht. Wenn du ihn dorthin setzt, wo ihn niemand haben will, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit getötet. Und das nützt niemanden. Frage zuerst den Eigentümer oder besorge dir eine Genehmigung. Rede mit örtlichen Gemeinden, ob sie ein Gelände zur Bepflanzung mit Bäumen zur Verfügung stellen.
Bringe ein Opfer für Insekten, indem du ihnen Unterschlupf gibst. Pflanze eine Hecke und lasse das Gras ausblühen, bevor du es mähst. Wenn du einen Garten hast, dann lasse einen Teil verwildern. Lege einen Totholzhaufen an und lasse einen Haufen Steine dort liegen. Wenn es der Platz erlaubt, ist auch ein Teich eine wunderbare Oase für viele Tiere. Ein eingegrabener Zementbottich am Ende der Kräuterspirale kann bei Trockenheit ein Lebensspender sein. Schaffe Angebote in deinem Garten wie zum Beispiel Nistkästen für Vögel und Fledermäuse, ein Insektenhotel oder ein Igelhaus. Die wilde Welt um dich herum wird es dir danken. Zäune dich nicht ein, sondern halte die Übergänge offen, damit alle Wesen “hindurchfließen” können. Es genügt schon, wenn du in deiner Wohnung etwas Vogelfutter auf das Fensterbrett legst. Finde einen Weg im Rahmen deiner Möglichkeiten.
Wenn du für eine Sache, welche der Erde hilft oder welche versucht das zu regenerieren, was schon beschädigt wurde, Zeit oder Geld spendest, dann kannst du dies als eine heilige Handlung ansehen. Du kannst das, was du gibst, den Göttern opfern. Du kannst dein praktisches Handeln zu einem Akt spiritueller Hingabe machen. Während du etwas tust, kannst du auch fragen, welche Handlung denn am meisten benötigt wird. Das kann dann dazu führen, daß du beim Müllsammeln an Orte gelenkt wirst, wo besonders unangenehmer Müll im Verborgenen darauf wartet, entsorgt zu werden.
Es ist auch wichtig darüber nachzudenken, was man als Akt des Opfers nicht tun sollte. Kaufe nichts unnötiges und werfe es in die Landschaft, wenn es Schaden verursachen könnte. Kaufe keine Dinge für spirituelle Zwecke, welche die Umwelt enorm belasten – Kristalle sind in diesem Zusammenhang eine besondere Überlegung wert. Verzichte auf alles Futter, was den Wildtieren Schaden zufügen könnte. Industriell verarbeitete Nahrungsmittel sind für die meisten Tiere unverträglich. Auch Brot ist nicht so gut für Vögel, wie es im Allgemeinen angenommen wird.
Nehme oder bewege keine Dinge, wo dies Schaden anrichtet. Blumen pflücken, Äste von Bäumen abbrechen, Holz oder Strandmaterial entfernen, welches durchaus bewohnt sein könnte. Berücksichtige die Auswirkungen von allem, was du für die Verwendung auf deinem Altar mit nach Hause nehmen willst. Ein kleiner Zweig vom Waldboden und ein paar Rosskastanien können nicht viel schaden. Eine seltene Pflanze ist eine Katastrophe. Auch ein größeres und älteres Stück Holz kann ein ganzes Universum an Leben beinhalten.
Gehe in dich. Verwechsle deinen Wunsch, etwas zu besitzen, nicht mit einem spirituellen Impuls. In einigen Ländern musst du auch wissen, ob es zulässig ist, was du dir nimmst. Stelle Nachforschungen an und kenne die Gesetze.
Feuer und Rituale
Angesichts der starken Luftverschmutzung durch Verbrennung ist es sehr wichtig, wie wir das Element Feuer in einem rituellen Kontext verwenden und welche Materialien wir zum Verbrennen verwenden. Natürlich ist ein schönes offenes Feuer sehr attraktiv für Rituale. Sei es eine Feuerschale, ein Herd oder eine Kerze. Aber wir müssen die Auswirkungen davon auch berücksichtigen. Wenn wir im Rahmen unserer Feiern, Zaubersprüche und Rituale weiterhin irgendwelche Dinge verbrennen, welche Energie senden wir dann in die Welt? Wenn es brennt, ist es wichtig zu fragen, was wir verbrennen, woher es kam und welche Auswirkungen es hat. Letztlich kannst du die Rituale auch ohne Feuer durchführen.
Feuer ist beliebt, um Energie freizusetzen und Dinge loszulassen. Es auf diese Weise zu verwenden wird in vielen magischen Anwendungen vorgeschlagen. Es bleibt die Frage, ob der Zauber stärker wirkt, wenn wir gleichzeitig die Umwelt schädigen? Überlege dir genau, was du tust und was du selbst verantworten kannst. Wenn du Kerzen verwendest, dann kaufe nicht die aus Erdöl hergestellte Massenware. Das ist eindeutig nicht die beste Wahl für heilige Zwecke. Es gibt alle möglichen anderen Kerzen. Nachforschungen anzustellen und Kerzen, die aus umweltfreundlichem Material hergestellt sind, zu finden, kann ein Akt der Hingabe sein.
Das Heidentum des 20. Jahrhunderts ist voll von symbolischen Handlungen, sympathischer Magie und Handlungen zur persönlichen Ermächtigung. Das können wir uns nicht mehr leisten. Wir müssen das, was wir tun, im Hinblick auf seine direkten Auswirkungen betrachten. Wenn eine Aktivität nicht umweltbewusst ist, dann hat sie in unserem derzeitigen Zustand, also so wie wir mit Mutter Erde als Kollektiv umgehen, keine spirituelle Gültigkeit. Natürlich werden wir weiter die Wahrhaftigkeit in unserem Leben suchen. Wir lernen und heilen. Aber wir müssen uns die magischen Praktiken zu unserem persönlichen Vorteil und die Art und Weise wie die Haltung des Wegwerfkonsums dort Einzug gefunden hat sehr genau ansehen.
Wir müssen aufhören zu versuchen, den Göttern Petrochemikalien anzubieten und wir müssen aufhören, Dinge zu töten, um sie auf unsere Altäre zu stellen. Wildpflanzen sind wertvolle und lebensnotwendige Behausungen für Insekten sowie Nahrung für weidende Tiere.
Rituale und Opfer
Lebensmittelverschwendung ist kein gutes Opfer, insbesondere nicht, wenn diese industriell hergestellten und verarbeiteten Lebensmittel eine Bedrohung für die Tierwelt darstellen. Was in den meisten Fällen leider zutrifft. Binde um der Götter Willen kein synthetisches Gewebe an Bäume. Im Gegensatz zu den von unseren Ahnen verwendeten Naturfasern verrottet es nicht. Du verletzt den Baum und du verletzt die Umwelt. Es ist das genaue Gegenteil einer heiligen Geste. Erwäge für ein Opfer, keine langen Wege mit dem Auto zu fahren. Zu viel pilgern an heilige Orte belastet die Umwelt. Wir sehen es an vielen stark besuchten Pilgerorten. Der Boden wird für Parkplätze versiegelt. Lärm und Abgase belasten den Ort, der selbst immer mehr verschleißt. Nicht zu gehen mag sich schmerzhaft anfühlen, aber das macht es als Opfer wirkungsvoller. Dadurch wird deine Handlung zu einem echten Geschenk von dir an das Land. Manchmal ehren wir die Dinge besser, indem wir uns von ihnen fernhalten.
In ähnlicher Weise dringst du in den wilden Raum ein, wenn du die Wege verlässt, um dich unmittelbarer in die Natur zu begeben. Du kannst sehr viel beschädigen indem du darauf herum trampelst. Beschäftige dich mit den jetzt unter Druck stehenden Lebewesen um dich herum, bevor du in deinem spirituellen Gefühl der Einheit mit allem aufgehst. Diese Lebewesen brauchen die unberührte Natur mehr als du. Bleibe einfach dort wo du warst. Auf dem Weg. Lasse die Wesen in Ruhe. Deine Abwesenheit ist ein echtes und bedeutungsvolles Geschenk für sie.
Opfere nicht das, was am einfachsten ist oder wovon du denkst, daß es dich gut aussehen lässt. Opfere nichts, was Schaden anrichtet. Nimm dir die Zeit herauszufinden, was wirklich vonnöten ist und handle danach.
QUELLE: Textauszug aus dem Buch Druidentum Heute. Das Buch kann als Druckversion oder als EPUB direkt über den Verlag bestellt werden.