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Wyrd

Die 3 Bethen weben das Wyrd, die keltische Trinität
Die drei Bethen weben das Wyrd, das Schicksal der Menschen und Götter

Die Bedeutung von Wyrd

Das keltische Konzept des Schicksals

In der keltischen Mythologie und Spiritualität spielt der Begriff „Wyrd“ eine zentrale Rolle. Dieses Wort, das oft mit dem “Schicksal” oder der “Fügung” in Verbindung gebracht wird, repräsentiert eine tiefgreifende philosophische Idee. Diese war für das tägliche Leben von entscheidender Bedeutung.

Das Konzept des Wyrd ist auch heute noch relevant. Es kann uns helfen, unser Leben und unsere Rolle in der Welt besser zu verstehen. Es zeigt uns, dass wir nicht alles kontrollieren, aber dass wir dennoch unsere eigenen Entscheidungen treffen und unser Schicksal mitgestalten können.

Das Wort „Wyrd“ läßt sich auf den altgermanischen Begriff „Wurd“ zurückführen, der „das, was geworden ist“ oder „das, was sein wird“ bedeutet. Das Wort “Wurd” erinnert gleich an “Urd”, also an die Urdquelle am Fuße der Weltenesche Yggdrasil, wo die drei Nornen das Schicksal der Götter und Menschen weben. Daß daraus hervorgegangene Wyrd umfasst die Vorstellung, dass das Schicksal nicht nur ein vorbestimmtes Ergebnis ist, sondern ein komplexes Gewebe von Ursachen und Wirkungen, das durch Entscheidungen, Handlungen und das Zusammentreffen von Ereignissen geformt wird. Es ist eine Art kosmischer Fluss, der ständig in Bewegung ist und auf den Einfluss des Individuums reagiert. Es ist ein Netz, in dem alles miteinander verwoben ist und daher alles in irgendeiner Form miteinander in Verbindung steht und interagieren kann.

In der keltischen Vorstellung wird das Schicksal oft als ein Rad dargestellt, das sich unaufhörlich dreht. Jeder Mensch ist ein Teil dieses Rades und trägt dazu bei, es in Bewegung zu halten. Das bedeutet, dass unsere Entscheidungen und Handlungen Auswirkungen auf unser eigenes Schicksal und das Schicksal anderer haben. Dieses Konzept ermutigt zur Selbstverantwortung und zur Anerkennung unserer Rolle im großen Ganzen. Die Kelten hatten eine tiefe Verbindung zur Natur, und dies spiegelte sich auch in ihrer Vorstellung von Wyrd wider. Sie glaubten, dass alles in der Natur miteinander verbunden ist und dass diese Verbindung auch das Schicksal beeinflusst. Die Bewegungen der Sterne, die Jahreszeiten und die Naturereignisse wurden als Teil eines größeren kosmischen Plans betrachtet, der das Leben auf der Erde lenkt. Wer in der Lage ist, das Netz von Wyrd zu erkennen, versteht die Zusammenhänge des Lebens.

Freier Wille und Schicksal

Ein wichtiger Aspekt von Wyrd ist die Vorstellung von freiem Willen. Die Kelten glaubten, dass jeder Mensch die Freiheit hat, Entscheidungen zu treffen und sein eigenes Schicksal zu gestalten. Diese Entscheidungen sind jedoch nicht unabhängig von Wyrd, sondern sind Teil des komplexen Geflechts des Lebens. Unser freier Wille interagiert mit dem Schicksal, und es ist unsere Aufgabe, bewusste und weise Entscheidungen zu treffen. Obwohl Wyrd die Vorstellung von freiem Willen betont, schließt dies nicht aus, dass es eine gewisse Vorherbestimmung gibt. Die Kelten glaubten, dass es bestimmte Ereignisse und Wendepunkte im Leben gibt, die vorherbestimmt sind. Diese können als Prüfungen oder Lektionen betrachtet werden, die wir auf unserem Lebensweg durchlaufen müssen.

Das Konzept von Wyrd hat auch in der modernen spirituellen Praxis einen Platz gefunden. Viele Menschen, die sich für keltische Spiritualität interessieren, ziehen Inspiration aus diesem alten Begriff. Wyrd erinnert uns daran, dass das Leben komplex und vernetzt ist und dass unsere Handlungen und Entscheidungen Bedeutung haben. Es ermutigt zur Selbstreflexion und zur Suche nach einem Gleichgewicht zwischen freiem Willen und Vorherbestimmung. 

Insgesamt ist Wyrd ein faszinierendes und tiefgehendes Konzept, das Einblicke in die keltische Denkweise und Spiritualität bietet. Wir erkennen dadurch, dass das Leben ein fortwährender Fluss von Ursache und Wirkung ist und dass wir selbst die Weber unseres eigenen Schicksals sind.

Das Konzept von Schicksal und Handeln

Das keltische Konzept von Wyrd und das hinduistische Karma haben einige bemerkenswerte Ähnlichkeiten. Beide Ideen verweben das Schicksal eines Individuums eng mit seinen Handlungen und Entscheidungen. Wyrd kann als keltisches Äquivalent zum Karma betrachtet werden und teilt viele philosophische Grundlagen mit dieser uralten Lehre. Sowohl Wyrd als auch Karma betonen die Vorstellung, dass unsere Taten und Entscheidungen einen direkten Einfluss auf unser Schicksal haben. Im keltischen Glauben repräsentiert Wyrd das Schicksalsrad, das sich ständig dreht und auf das jedes Individuum Einfluss hat. Ähnlich ist im hinduistischen Karma die Vorstellung verwurzelt, dass unsere Handlungen, sei es in diesem Leben oder in früheren Inkarnationen, unser gegenwärtiges und zukünftiges Schicksal beeinflussen.

Die Idee der Vererbung von Wyrd

Eine interessante Parallele zwischen Wyrd und Karma ist die Idee, dass Schicksal und Karma von den Vorfahren geerbt und an die Nachkommen weitergegeben werden können. Dies impliziert, dass die Entscheidungen und Taten unserer Ahnen Auswirkungen auf unser eigenes Leben haben können. Dieses Konzept erinnert uns daran, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind und dass unsere Verantwortung über unsere eigenen Handlungen hinausgeht. Sowohl im keltischen Glauben als auch im Hinduismus spielt rechtes Handeln eine entscheidende Rolle. Im keltischen Kontext besteht rechtes Handeln darin, ehrenhaft und ethisch zu leben. Dies schließt Respekt vor den Göttern und Vorfahren ein, sowie die Einhaltung von Versprechen und Verpflichtungen. Im Hinduismus bedeutet rechtes Handeln, nach den Prinzipien von Dharma zu leben, was ethische Pflichten und moralische Verantwortung umfasst.

Glück als Teil des Wyrd

Eine weitere Parallele zwischen den beiden Konzepten besteht darin, dass Glück als integraler Bestandteil des Schicksals oder des Karma betrachtet wird. Im keltischen Glauben fließt Glück direkt aus dem Wyrd und ist Teil der Seelenmatrix eines Individuums. Im Hinduismus wird gutes Karma oft mit positiven Ergebnissen und Glück im Leben in Verbindung gebracht. In der keltischen Mythologie wird die dreifache Göttin oft als die Weberin des Wyrd dargestellt. Diese Vorstellung betont die Idee, dass das Schicksal aktiv von höheren Kräften beeinflusst wird. Ähnlich wird im Hinduismus das Karma als Teil des kosmischen Gesetzes betrachtet, das von göttlichen Kräften gelenkt wird.

Aus diesem Wissen heraus sind Wyrd oder Karma faszinierende Konzepte, die das Zusammenspiel von Schicksal, Handeln und Ethik elementar darstellen. Sie zeigen uns auf, dass unsere Entscheidungen und Taten nicht isoliert existieren, sondern in einen größeren kosmischen Kontext eingebettet sind. Beide Lehren ermutigen zur Selbstreflexion, zur Verantwortung für unser eigenes Leben und zur Anerkennung unserer Verbindung zur Welt um uns herum.
Wir existieren nicht getrennt von allem, sondern wir sind ein Teil des Ganzen.

Wer tiefer in die Materie eintauchen will, dem empfehle ich das Buch: „Wyrd – Der Weg eines angelsächsischen Zauberers“ (sofern noch verfügbar), erschienen im Schirner Verlag (2004).

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