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Das Nemeton

Das Nemeton - DRUVIDES

Als NEMETON wurde ein Heiligtum bezeichnet. Allen voran die heilige himmel-überspannende Waldlichtung. Eigentlich bedeutet das Wort „Biegung, Gewölbe” im Sinn von Himmel. NEM irisch = Himmel; NIMIDAS sächsisch, bedeutete ebenfalls Himmel. Mit NAMATI wurde in altindisch „verbeugen, sich beugen” ausgedrückt. NEMUS sagte der Römer zum heiligen Hain, der Grieche zur Wiese.

Der Kelte bezeichnete mit NEMUS den Himmel. TEMENOS bedeutete im griechische „umwallter heiliger Bezirk, heiliger Platz”. Das griechische Wort TEMENTOS, Heiligtum, ist mit TEMPOS; Zeit, verwandt! Es hatte also mit dem Weg der Sonne von Ost nach West zu tun, von welchem die Zeit abgeleitet wurde. Der Weg der Sonne von Ost nach West wurde von den Griechen als „ewige Linie” bezeichnet. 

Unter Nemeton verstand man also eine offene Waldlichtung die vom Himmel überwölbt war und als heilig galt. Unter dem ebenfalls überlieferten keltischen Ausdruck DRUNEMETON (großes Heiligtum) verstand man früher auch einen mit Eichen umrahmten Platz. Das leitet sich aus dem griechischen Wort DRUS ab, was so viel wie Eiche bedeutet. Man könnte vielleicht daraus schließen, daß innerhalb der heiligen Haine eine Eiche stand. Der heilige Platz wurde später mit Wall und Graben umgeben.

Als typisches keltisches Heiligtum galt die heilige Waldlichtung, das Nemeton. Lucanus schrieb in Pharsalia I,452: „ Die Druiden wohnten in den Tiefen der Wälder (nomora alta) und zogen sich dorthin zurück, wo es keine andere Menschenseele gab… Ihre Götter beteten sie in Wäldern an, ohne dafür Tempel zu benutzen.“ 

Cesar berichtet nur von „logus consecratus”, vom geweihten Ort, den niemand zu betreten wagte. Und in Pharsalia I,339 hieß es: „Das Volk nahte sich niemals der Kultstätte, denn sie war ausschließlich den Göttern vorbehalten…. Selbst der Priester fürchtete sich davor, dem Herrn des heiligen Haines zu nahe zu kommen”. 

Nemeton war ein Ort des Austausches zwischen Göttern und Menschenwelt. Der Ort der es dem Priester erlaubte mit der unsichtbaren Welt der Götter in Verbindung zu treten. Ein Nemeton befand sich daher niemals an einem zufällig gewählten Ort. Das Göttliche offenbart sich besonders an Orten der Kraft. An diesen Orten öffnen sich die Welten für Götter und Menschen. Für unsere Ahnen offenbarte sich das Göttliche – womit immer ganz spezifische Energien bezeichnet wurden – nur an ganz besonderen Plätzen. An den Orten der Kraft!

An solchen Plätzen konnten Anomalien verschiedenster Art, Magnetfelder, Radioaktivität, kosmische Strahlungseinflüsse usw. erspürt werden. Hier ereigneten sich sogenannte übernatürliche Dinge. An diesen besonderen Orten der Kraft konnten medizinisch therapeutische Wirkungen erzielt und die Energieflüsse erspürt als auch gezielt gesteuert werden. Radiästhetisch läßt sich jetzt noch nachweisen, daß die ehemals heiligen Plätze solche Energien aufweisen und daher die Geomantie (das Wissen um die Auswirkung der Energiefelder der Erde) den Kelten und Druiden nicht nur bekannt gewesen sein muß, sondern daß es ein maßgebliches Kriterium für die Wahl eines solchen Ortes war. Der Einfluss des energetischen Feldes auf den Menschen, auf seine Stimmung, sein Wohlbefinden, auf Gehirnströme sowie auf sein gesamtes elektromagnetisches Feld usw. war von wesentlicher Bedeutung.

Es müssen absolute Zentren gewesen sein, aus denen die – manchmal auch bewusst herbeigeführten – Kräfte herauskamen. Das keltische Heiligtum, das Nemeton, ist enger mit dem symbolischen oder realen Begriff des Mittelpunktes verbunden als mit einer konkreten Form der Gestalt. Die Druiden als wissenschaftlich geschulte Menschen spürten, wo dieser Mittelpunkt lag. Es konnte eine Waldlichtung sein, eine Bergspitze, ein Wald, eine Insel im Meer. 

Unzählige christliche Kirchen und Kapellen erheben sich genau dort, wo sich früher ein solches Nemeton befand. Sie setzten damit nicht nur die Nutzung (u. a. Pilgerreisen) alter Kultplätze fort. Der Ort für einen Kirchenbau mußte noch in frühchristlicher Zeit mit den Licht- und Gnadenkräften Gottes ausgestattet und ein Sammelpunkt übernatürlicher Kräfte sein. Manchmal waren die Plätze von der psychischen Kraft der Menschen durchdrungen welche dort viele Jahrhunderte lang ihre Zeremonien abgehalten haben. Deshalb galten und gelten sie noch heute als „heilige“ oder auch als „verfluchte“ Orte. 

Das Nemeton als Weltentor

Die Übergangsstellen von der diesseitigen zur jenseitigen Welt waren bevorzugte Plätze für Heiligtümer. Dabei variierte Größe und Gestaltung der keltischen Kultstätten in großem Maß und in Abhängigkeit von der Intensität des Kontaktes zu den Völkern des Mittelmeerraumes. In Deutschland, Frankreich und England lösten vor allem in der römischen Zeit Steinbauten ältere Erd- und Holzbauten ab. So wurden beispielsweise Quellen eingefasst oder Tempel auf schon bestehenden künstlichen Hügeln aus älterer Zeit errichtet. Gerade die Funde ehemaliger steinerner Tempel liefern viele Hinweise auf die Religion der Festlandkelten. Die Verschmelzung von Elementen des römischen und keltischen Glaubens lässt sich daran gut ablesen. 

Reinere Formen keltischer Kultstätten stellen die älteren Schreine dar, die sich entweder an auf natürliche Weise von der Umgebung abgehobenen Orten befanden oder von dieser durch Wall- und Grabenanlagen abgegrenzt wurden. Die Schreine konnten aus Holz oder Stein und von sehr unterschiedlicher Größe sein. Zahlreiche Beispiele für Schreine sowie für Wallanlagen sind sowohl aus dem Festland- wie auch dem insel keltischen Raum bekannt. Häufig wurden daneben auch Schächte angelegt in die Votivgaben gebracht wurden. In der Nähe von derartigen Heiligtümern befanden sich oft Friedhöfe. 

Zum Teil wurden, gerade in späterer Zeit, auch hölzerne Bauwerke errichtet. Das beeindruckendste davon ist die Halle von Emain Macha, dem Königssitz aus dem Ulster Sagenzyklus. Dieser Rundbau hatte einen Durchmesser von 40 Metern und einen zwölf Meter hohen Mittelpfeiler aus einem 200 jährigen Eichenbaum. 

Heiligtümer konnten aber oft auch schlichte Orte in der Natur sein, waren doch die künstlichen Hügel den natürlichen Bergen, die Gräben den Wasserstellen, die Hallen den Wäldern und die Schächte den Höhlen nachempfunden worden. Im ersten Jahrhundert berichtet z. B. Lukan von Druiden, die in Wäldern ihre Götter verehrten. Allerdings ist davon auszugehen, dass Druiden sowohl eremitisch bei Naturheiligtümern sowie auch als Priester, Seher und Berater an Tempeln oder Königshöfen lebten.

Eine besondere Form von Heiligtümern stellen schließlich die von älteren Kulturen übernommenen Steinkreise dar. Diese wurden von Druiden vermutlich astrologisch und zur Kalenderberechnung genutzt. Hekataios von Abdera berichtet von einem „dem Apollo (=Sonnengott) geweihten Rundtempel auf einer Insel vor der Küste Galliens“. Schon früh wurde angenommen, daß mit dieser Aussage Stonehenge gemeint sein könnte.

Ein Beispiel für die Grundlage eines Waldheiligtums bietet eine Episode aus der Sage von Diarmaid und Gráinne:

„Zwei Frauen aus dem Volk der Göttermutter Danu stritten sich einst um den Wert der Männer die sie liebten. Das waren Aífe und Áine, Manamans liebliche Töchter; und Aífe behauptete, ihr Liebster Lughaid, der Schwestersohn Finns, könne seinen Schleuderklotz weiter und sicherer über die Eisfläche bollern als Ler vom Síd Finnacaid, der Buhle der Áine. Das wollte Áine durchaus nicht zugeben. Und so kam es zu einem Wettkampf zwischen den beiden Männern, die von den Frauen aufgestachelt waren, auf dem Eis des Sees Lein Linnfiaclach. Aus allen Gegenden kamen die Söhne der Göttermutter Danu dort zusammen um dem Wettkampf zuzuschauen. Lange dauerte der Kampf und schließlich zeigte es sich, dass die beiden Männer gleich gute Schleuderer waren. Als sich die Zuschauer nun wieder zerstreuten und nach Hause zogen verlor einer der Danu-Söhne aus der Tasche, in der er seine Wegzehrung mit sich trug, eine Ebereschenbeere. Die blieb im Schnee liegen bis zum Sommer.

Dann aber wuchs daraus mit wunderbarer Schnelle ein prächtiger Baum gerade an jener Stelle, wo er heute in dem Bannwald steht. Die Beeren dieses Baumes haben aber wundersame Eigenschaften: sie berauschen wie Wein oder alter Met, und wer nur drei der Beeren genießt, verschafft sich damit ewige Gesundheit. Alte Leute werden jung, wenn sie von den Beeren essen, und selbst ein Hundertjähriger schaut dann aus wie ein Mann von dreißig Jahren. Bald erfuhren die Söhne der Danu von dem wunderbaren Baum und da schickten sie zur Bewachung dieses Nemetons einen scheußlichen Riesen hin, den Sohn des Cham aus dem Geschlecht des Naoi. Jeden tötet er, der sich dem Baum zu nahen wagt.“

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