Druvides Beiträge

Das Ende aller Dinge

Anfang und Ende sind Eins
Angang und Ende sind Eins sind Ende und Anfang

Das Ende der aller Dinge aus keltischer Sicht.

Das Fehlen eines keltischen Schöpfungs- und Endzeitszenarios in den überlieferten Quellen ist in der Tat interessant und unterscheidet die keltische Mythologie von vielen anderen antiken Kulturen.

Es gibt keine klaren Vorstellungen oder Überlieferungen über das Ende aller Dinge, wie sie in anderen Religionen oder Mythologien zu finden sind.

Dies könnte darauf hindeuten, dass die Kelten sich mehr auf die Gegenwart und das Leben im Diesseits konzentrierten als auf eschatologische Vorstellungen vom Jenseits.

(Anmerkung: Eschatologie – die Lehre von den „letzten Dingen“, also die Lehre von Tod, Auferstehung und damit verbunden die Lehre vom Anbruch einer neuen Welt).

Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Kelten keine Vorstellungen vom Ende der Welt hatten. In einigen ihrer Mythen und Geschichten finden sich Hinweise auf eine Art Endzeit oder Apokalypse, aber sie sind weniger systematisch und kohärent als in anderen Kulturen. Nach allem, was wir wissen, können wir davon ausgehen, dass die Kelten, wie bei anderen Aspekten ihrer Mythologie auch, ihre Vorstellungen von Schöpfung und Weltende mündlich überlieferten. Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist, dass die keltische Mythologie von vielen verschiedenen Stämmen und Regionen geprägt war, die ihre eigenen Glaubensvorstellungen hatten. Die Endzeitvorstellungen können daher von Stamm zu Stamm unterschiedlich gewesen sein, und es ist möglich, dass einige dieser Überlieferungen in einigen Regionen erhalten blieben, während sie in anderen verloren gingen. Es ist auch wichtig zu beachten, dass die schriftlichen Aufzeichnungen der keltischen Mythologie in späterer Zeit größtenteils von christlichen Mönchen verfasst wurden, die ihre eigenen religiösen Überzeugungen und Vorstellungen in die Geschichten einbrachten. Dies könnte dazu geführt haben, dass bestimmte Elemente der keltischen Mythologie ausgelassen oder verändert wurden, um sie mit der christlichen Lehre in Einklang zu bringen.

Die Erwähnung der Druiden und ihrer Vorstellungen von der Unzerstörbarkeit der Seele und der Welt durch Strabon (antiker griechischer Geschichtsschreiber 63 v.d.Z. bis 23 n.d.Z.) ist in der Tat bemerkenswert. Sie lässt uns tiefer in die Gedankenwelt der Druiden und ihre kosmologischen Vorstellungen eintauchen. Die Vorstellung von der Unzerstörbarkeit der Seele und der Welt weist auf einen tief verwurzelten Glauben an die Kontinuität des Lebens und der Natur hin, der auch in anderen alten Kulturen zu finden ist. Die Vorstellung, dass die Welt gelegentlich von Feuer und Wasser überflutet wurde, erinnert an kosmische Zyklen von Katastrophen und Wiedergeburt, die in vielen alten Mythologien zu finden sind. Die Vorstellung einer kosmischen Flut, die die Welt in einem bestimmten Zeitraum reinigt und erneuert, ist ein wiederkehrendes Motiv in den Mythen vieler Kulturen.

Diese Vorstellung könnte auch mit natürlichen Gegebenheiten und Phänomenen in der keltischen Welt in Verbindung gebracht werden. Das Leben der Kelten war stark von der Natur geprägt, und Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Vulkanausbrüche gehörten unweigerlich dazu. Möglicherweise deuteten die Druiden diese Ereignisse als symbolische Metaphern für die Zyklen des Lebens und der Schöpfung. Ähnlichkeiten mit den Glaubensvorstellungen anderer Hochkulturen der Welt könnten auf gemeinsame archetypische Vorstellungen und menschliche Erfahrungen zurückzuführen sein. Die Menschheit hat schon immer nach Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens und des Universums gesucht, und es ist nicht verwunderlich, dass ähnliche Themen und Vorstellungen in verschiedenen Teilen der Welt entstanden sind.

„Wir fürchten niemanden. Wir fürchten uns nur davor, dass der Himmel über uns einstürzt, dass die Erde auseinanderbricht und uns verschlingt oder dass der große Ozean über seine Ufer tritt und uns ertränkt.“

So antworteten die keltischen Gesandten auf die Frage Alexanders des Großen, was oder wen sie am meisten fürchteten. Eine faszinierende Antwort, die die tiefe Verbundenheit der Kelten mit der Natur und den kosmischen Kräften zeigt. Aus ihrer Antwort spricht eine tiefe Ehrfurcht vor den gewaltigen Kräften der Natur und die Erkenntnis der Begrenztheit und Vergänglichkeit des menschlichen Daseins angesichts dieser übermächtigen Naturgewalten.

Die Aussage, dass sie niemanden fürchten, sondern die Kräfte der Natur respektieren, zeigt ihre mutige und furchtlose Haltung gegenüber äußeren Bedrohungen, wie sie für keltische Krieger typisch war. Gleichzeitig drückt ihre Antwort aber auch eine gewisse Demut und Bescheidenheit aus, da sie sich der Unberechenbarkeit und Macht der Natur bewusst sind. Die Vorstellung, dass der Himmel auf sie einstürzen, die Erde auseinanderbrechen oder der Ozean ihre Küsten überschwemmen könnte, spiegelt vielleicht auch ihre Vorstellung von der zyklischen Natur des Universums wider.

Die Begegnung Alexanders mit den keltischen Botschaftern veranschaulicht auch die kulturelle Interaktion zwischen den Kelten und anderen großen Zivilisationen ihrer Zeit. Die Kelten waren für ihre Abenteuerlust bekannt und erkundeten ferne Länder und Kulturen. Diese kulturelle Offenheit ermöglichte den Austausch von Ideen und Wissen zwischen verschiedenen Kulturen, was zu einer bereichernden Vielfalt von Ideen und Traditionen führte. Insgesamt zeigt uns diese Geschichte einmal mehr, wie eng die keltische Kultur mit der Natur, der Kosmologie und der Spiritualität verbunden war. Die Anerkennung der Unvorhersehbarkeit der Natur und ihrer Macht war ein wichtiger Aspekt ihrer Identität und Lebensweise. Obwohl viele ihrer Überlieferungen verloren gegangen sind, gibt uns diese Begegnung mit Alexander dem Großen einen wertvollen Einblick in die reiche keltische Vorstellungswelt und ihren respektvollen Umgang mit der Natur.

Das Ende – Die Prophezeiung von Badb

Was der Vorstellung vom Ende der Welt am nächsten kommt, stammt von einer sagenhaften Göttin höchstpersönlich. Die Prophezeiung der Göttin Badb (gesprochen Bathv) spielt in der keltischen Mythologie eine faszinierende Rolle und bietet einen seltenen Einblick in die Vorstellungen vom Ende der Welt. Als Kriegsgöttin und Teil einer Trinität von Kampfgöttinnen, den Morrigán, war Badb mit besonderen magischen Kräften ausgestattet und stand den Tuatha Dé Danann in ihren Kämpfen zur Seite. Badb’s Prophezeiung beschreibt das Ende der Welt als ein düsteres und beunruhigendes Szenario. Sie warnt vor einer Zeit, in der große Schlachten und Kriege toben, in der Zerstörung und Chaos über das Land hereinbrechen. Die Vision, die sie teilt, könnte metaphorisch oder wörtlich gemeint sein, und die genaue Bedeutung könnte in der mythologischen Tradition der Kelten verloren gegangen sein.

In den Prophezeiungen von Badb, der Kriegsgöttin und Trägerin düsterer Visionen, hören die versammelten Tuatha Dé Danann eine düstere Zukunft, die von Verfall und moralischem Niedergang geprägt ist. Die Worte klingen wie ein Echo vergangener Zeiten, die den Kelten tiefe Ängste und Sorgen bereitet haben. Es ist, als ob Badb einen düsteren Schleier über der einst blühenden und harmonischen Welt der Götter und Menschen lüftet.

Ich werde keine Welt sehen die mir lieb ist:
Sommer ohne Blumen, Kühe ohne Milch,
Frauen ohne Sittsamkeit, Männer ohne Tapferkeit.
Eroberungen ohne König.
Wälder ohne Mast.
Meere ohne Ertrag...
Falsche Urteile alter Männer,
Falsche Präzedenzfälle von Anwälten.
Jeder Mann ein Verräter.
Jeder Sohn ein Plünderer.
Der Sohn wird zum Bett seines Vaters gehen,
der Vater wird zum Bett seines Sohnes gehen.
Der Schwager jedes Bruders,
er wird keine Frau außerhalb seines Hauses suchen...
Eine böse Zeit,
Sohn wird seinen Vater täuschen,
Tochter wird täuschen…

Sie spricht von einer Welt, in der die natürlichen Kreisläufe gestört sind: Sommer ohne Blüten, Kühe ohne Milch, Wälder ohne Mast. Es ist, als ob die Fruchtbarkeit der Natur erlahmt, was zu Hunger und Mangel führt. Die Menschen sind nicht mehr bescheiden und tapfer, und das Fehlen von Führern und Königen lässt Raum für Eroberungen und Unruhen.

Auch das soziale Gefüge zerfällt: Fehlurteile und falsche Präzedenzfälle lassen das Vertrauen in die Rechtsprechung schwinden, die Menschen wenden sich gegeneinander, werden zu Verrätern und Plünderern. Die traditionellen Werte der Familie zerbrechen, und ehemals intime Beziehungen wie die zwischen Vater und Sohn oder Brüdern sind von Betrug und Misstrauen geprägt.

Es ist eine Welt der Disharmonie und des Verrats, in der jeder gegen jeden zu sein scheint. Die Prophezeiung offenbart eine dunkle Zeit, in der moralische Integrität und das Gemeinwohl verloren gegangen sind. Sie ist eine Warnung vor den Folgen, die eintreten können, wenn die Menschen ihre moralischen Werte und ihr soziales Gefüge vernachlässigen und sich vom Pfad der Tugend abwenden. Fast so, als spräche sie von der Welt, in der wir heute, im Sommer 2024, leben.

Die Prophezeiung von Badb ist ein eindringlicher Appell, sich den moralischen und sozialen Herausforderungen zu stellen und gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten. Sie zeigt, dass das Schicksal der Welt in den Händen der Menschen liegt und dass die Weisheit und die Tugend unserer Vorfahren wiederentdeckt werden müssen, um das Unheil abzuwenden und das Licht der Hoffnung und der Harmonie wieder aufleben zu lassen.

Insgesamt geben uns die wenigen Überlieferungen der Druiden und ihrer Kosmologie wertvolle Einblicke in das komplexe Denken und die Spiritualität der keltischen Kultur. Trotz des Fehlens eines eindeutigen Schöpfungs- und Endzeitmythos schufen die Kelten eine eigene reiche Vorstellungswelt, die ihre Identität und ihr Weltbild prägte. Es bleibt eine spannende Aufgabe, diese Überlieferungen weiter zu erforschen und zu interpretieren, um zu einem tieferen Verständnis der keltischen Kultur und ihres Erbes zu gelangen.

Quelle: Auszug aus dem Buch: “Auf alten Pfaden in die neue Zeit

Auf alten Pfaden in die neue Zeit – Das Erbe der Ahnen – Weisheit für eine bessere Welt. Erhältlich im Buchhandel oder bei ePubli.
VK
LinkedIn
Twitter
Facebook
Telegram
Email

DRUFIDES

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Suche und finde

Newsletter

Ein bis zweimal im Monat versenden wir einen Newsletter mit spannenden Informationen. Außerdem bekommst Du unser Ebook „Kelten  & Druiden – Ein Einblick“ geschenkt. 
Trage dich hier ein und stimme damit unseren Datenschutzbestimmungen zu!

Handbuch der druidisch-keltischen Weisheit

Dein Weg beginnt hier!
Kompendium


Das Lied von Norikum

Die Gesänge der Einheit. Das Herzstück innerer Lehren.
Lyrik

Auf alten Pfaden in die neue Zeit

Das Erbe der Ahnen – Weisheit für eine bessere Welt.
wegweiser

Druidentum Heute

Druidische Spiritualität praktisch gelebt.
Beliebt

Keltenland

Keltische Spiritualität leben. Eine natürliche Gesellschaftsordnung.
Klassiker


Das Erbe der Druiden

Altes Wissen für die neue Zeit.
unser Erbe

Raus aus der Matrix - rein ins Keltendorf


Ein direkter Weg in unsere Freiheit.
Freiheit

Kelten und Druiden in Norikum


Die norisch-keltische Lebensphilosophie


Runenkraft

Einführung in die Welt der Runen.
Runen

Druvides


Handbuch der Feste und Rituale.
Rituale

Leiberl Frauen

Fesches Leiberl mit der Kraft von Awen.

Leiberl Kerle

Leiberl für Kerle mit der Kraft von Awen.

Druvides Trinkbecher

Gestalte deine Zukunft


Über das Leben

Poster in A3 und A4

Leiberl Frauen

Fesches Leiberl mit der Kraft von Awen.

Leiberl Kerle

Leiberl für Kerle mit der Kraft von Awen.

Druvides Trinkbecher

Zweifarbige Auswahl
Beliebt

Das Mahnen der Ahnen

Poster in A3 und A4
Beliebt

Copyright 2024 © All rights Reserved