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Leben im Einklang mit der Natur

Leben im Einklang mit der Natur class=

Eine Reise zu den Wurzeln unserer Spiritualität.

Das Leben im Einklang, also das Weltbild der Kelten und damit die Grundlage ihrer Religion und Philosophie zeichnete sich dadurch aus, die beobachtbaren und nachvollziehbaren Regeln der Urmutter Erde/Natur/Gaia als ‘weltbeherrschend’ zu erkennen, zu akzeptieren und danach zu handeln.

Sie lebten also bewusst und im Einklang mit ihnen.

Aus der Erkenntnis der letztlich rein ‘irdischen’ Kräfte entstanden andererseits Mythen, die ohne ‘außerirdischen Hokuspokus’ und gänzlich ohne ‘Jenseits’ auskamen. Vom Himmel erwarteten unsere ‘heidnischen’ Vorfahren bekanntlich nur, dass er ihnen nicht auf den Kopf falle! Die Kelten, die nach dem Urteil der Griechen und Römer sowohl Barbaren als auch ‘staatenunfähig’ waren, hatten einfach andere Vorstellungen und lebten auch danach! Und auch hinter ihrer Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seelen stand kein übernatürlicher Gedanke. Es war die logische Konsequenz aus der Beobachtung der sie umgebenden Natur und dem ihr innewohnenden ewigen Kreislauf des irdischen Lebens!

Religion ist immer ein Abbild oder Spiegelbild bestimmter Phasen des Menschseins, eine ‘höhere’ Erklärung desselben. Es ist bezeichnend, dass sich die Wurzeln der keltischen Religion nicht von denen anderer Kulturen unterscheiden. Überall auf der Welt hatten die Menschen ursprünglich (seit der Altsteinzeit) eine ‘Große Urmutter’. Eine omnipotente Muttergöttin, die noch keine starken Männer an ihrer Seite oder gar über sich brauchte. Wie Mutter Natur/Erde immer wieder zeigte und zeigt, ist ihr Grundprinzip genuin weiblich. Die zentrale Rolle des Weiblichen – der Frau – bei der Erneuerung des Lebens ist einfach unübersehbar. Die (eher bescheidene) Rolle des Mannes und die Bedeutung dieses ‘kleinen Unterschieds’ wurde von den Menschen erst im Laufe der Jungsteinzeit erkannt. So ist z.B. die Mutterschaft seit jeher eindeutig zuordenbar, die Vaterschaft hingegen erst seit der Möglichkeit der DNA-Analyse. 

Als die Menschen über eine ‘Schöpfungsgeschichte’ nachdachten, konnte diese Rolle in ihrem Selbstverständnis nicht einem Mann zugeschrieben werden. Mutter Erde wurde als schöpferische ‘Bergmutter’ beschrieben, die von den Bergen über die siedlungsgünstigen Bergrücken bis zu den Gewässern nicht nur die Landschaft, sondern auch alles, was den Menschen an Naturereignissen und Leben umgibt, geschaffen hat. Von den Jahreszeiten bis zum Wetter, von den Pflanzen und Tieren bis zu den Menschen selbst. Bevor es in der Mythologie den männlichen Wesen langsam gelang, sich der Urmuttergöttin anzunähern und in ihrem Auftrag bestimmte Tätigkeiten zu übernehmen, hatte diese, die ursprünglich einzige Göttin, lange Zeit eine (weder männliche noch weibliche) Urschlange als Begleiterin. Diese galt nach dem Vorbild der sich jährlich häutenden und ständig wachsenden irdischen Schlangen als Symbol des zyklischen Wachstums, des Todes und der Wiedergeburt. (Dies ist auch der ursprüngliche Kernaspekt verschiedener Lindwürmer, Seeungeheuer und Paradiesschlangen). 

Mit der Erkenntnis der Rolle des Mannes bei der Fortpflanzung wurden die bisherigen Begleiter der Urmütter verdrängt. Die Schlangen fielen nach und nach ihren neuen Konkurrenten zum Opfer – so wie der Lindwurm der kappadokischen Prinzessin Margareta schließlich dem Ritter Georg. An die Stelle der ursprünglichen ‘Paarung’ (wie sie noch die Urmutter Eva praktizierte) trat die Konstellation der Muttergöttin mit ihrem jeweiligen Heros und Sohngeliebten. Wobei die zentrale Muttergöttin als unsterblich, ewig jung und ewig fruchtbar gedacht wurde, während ihr Heros und Sohngeliebter nur der ersetzbare (sterbliche) Teil der Verbindung war. Während sich jedoch die Rolle des männlichen Juniorpartners in diesem göttlichen Beziehungsgeflecht zunächst kaum veränderte, differenzierte sich der dominante weibliche Part in der Mythologie unserer Vorfahren im Laufe der Zeit immer weiter aus. Zweitausend Jahre nach Ötzi hatte sich bei den Kelten die Vorstellung dieser allmächtigen großen Urmutter zu einer besonders differenzierten Göttinnen-Trinität – einer göttlichen Dreifaltigkeit – entwickelt, die in einer harmonischen dreifaltigen Einheit dargestellt wurde. 

Bei genauerer Betrachtung kann keiner dieser drei Aspekte für sich allein existieren. Dies gilt sowohl für die großen als auch für die kleinen Prozesse im gesamten Universum. Die Göttin symbolisiert den abstrakten, spirituellen Aspekt des Lebens. Sie verkörpert alles, was je gelebt hat oder mit Leben zu tun hat, und damit die gesamte Schöpfung. Also natürlich auch die Erde, die uns ernährt. Aber auch die Sonne, das Wasser und letztlich uns selbst. In der alten europäischen Vorstellung war die Göttin das Symbol des Lebens, die Urenergie der Schöpfung, aus der alles Leben entspringt. Als Quelle des Lebens vereinte sie einerseits das noch nicht ausgebildete Potential (das Feld aller Möglichkeiten), andererseits natürlich auch das gesamte bereits ausgebildete Potential, das gesamte Weltenall. Man nannte sie die Spenderin des Lebens, des Lebens an sich und des Todes. In den Mythen und Sagen erkennen wir die Urenergie als die ‘andere Welt’, die Unterwelt. Kurzum, die Göttin symbolisiert das Leben in seinen verschiedenen Entwicklungsstufen und Erscheinungsformen. In ganz großen und in ganz kleinen Kreisläufen. Deshalb ist sie alles was war, alles was ist und alles was sein wird! 

Das menschliche Leben beginnt im Mutterleib, auch Höhle der Mutter genannt. Wir schwimmen im Fruchtwasser und gehen schließlich aus der Mutter hervor. Man stellte sich den ewigen Kreislauf des Lebens sehr weiblich vor, denn es war und ist die Frau, die das Leben in sich trägt und gebiert. In einer anderen Dimension nimmt sie das Leben auch wieder in ihren Schoß auf, um es erneuert und gestärkt erneut zu gebären. Der ewige Kreislauf von GEBURT – LEBEN – TOD – WIEDERGEBURT erklärt auch, warum in Mythen und Sagen vor allem Seen oder Höhlen als Eingänge in die Unterwelt oder in die Anderswelt galten. Die Wissenschaft sucht nach einer keltischen Religion und übersieht dabei, dass diese Religion das ‘Leben selbst’ war und ist. Keltische Spiritualität ist gelebte Philosophie. 

Jedes Wort hat eine tiefe Bedeutung und ist mit dem Leben verbunden. Die Bräuche beschreiben das Leben im Einklang. Es beschreibt den Jahreskreis der Natur, der Gesellschaft, des Mondes, der Sonne und des Universums. Deshalb wird die keltische Spiritualität niemals unter Steinen oder in Ausgrabungen zu finden sein, sondern nur in den Menschen, in ihrem Handeln und in ihren Bräuchen.

Das Schöne an der keltischen Lebensphilosophie ist, dass sie in allem, ob ‘gesprochen’ oder ‘gefeiert’, das Leben beschreibt. Alles ist ein Spiegelbild der großen Prozesse des Lebens, der Evolution. Dargestellt in der Sprache, in der Kunst, in der Art zu leben und zu denken. Alles hat einen tieferen Sinn, eine tiefere Bedeutung. 

Quelle: Aus dem Buch Keltenland, im Kapitel “Die Basis der keltischen Spiritualität”.

Leben im Einklang

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Gesichtspunkte, von denen wir heute von der keltischen Lebensweise lernen können:

Respekt vor der Natur: Die Kelten betrachteten die Natur als heilige Kraft und Quelle allen Lebens. Sie lebten in Harmonie mit ihrer Umwelt und achteten darauf, die Ressourcen der Erde nachhaltig zu nutzen.

Göttinnenkult: Die zentrale Gottheit der keltischen Religion war eine weibliche Gottheit, die in vielen verschiedenen Formen verehrt wurde. Sie symbolisierte die schöpferische Kraft der Natur, die Fruchtbarkeit und den Kreislauf des Lebens.

Gleichgewicht der Geschlechter: Die Kelten hatten eine relativ ausgeglichene Gesellschaft, in der Frauen und Männer wichtige Rollen spielten. Frauen waren in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens aktiv, einschließlich Politik, Religion und Justiz.

Bindung an die Gemeinschaft: Die Kelten lebten in engen Gemeinschaften, in denen gegenseitige Unterstützung und Zusammengehörigkeit wichtig waren. Sie feierten gemeinsam Feste und Rituale und sorgten gemeinsam für ihre Mitglieder.

Die keltische Lebensweise bietet uns eine wertvolle Alternative zu unserer modernen, oft materialistischen und naturzerstörenden Gesellschaft. Wenn wir uns mit ihren Werten und ihrem Weltbild auseinandersetzen, können wir lernen, ein erfüllteres und nachhaltigeres Leben im Einklang mit der Natur und unseren Mitmenschen zu führen.

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