AWEN (Die drei Strahlen) ausgesprochen (ah-oo-wen). Awen bedeutet in der keltischen Sprachkultur „Inspiration“, „Essenz“, „die poetische Muse“. Im modernen Druidentum repräsentiert das Awen den Atem des Göttlichen. Dieser Atem des Göttlichen ist die Lebensessenz der natürlichen Welt, die Basis der Schöpfungsordnung. Der Atem umströmt und durchströmt uns ständig und ist die Quelle spiritueller Kraft und Erleuchtung, prophetischer Einsicht und poetischer Inspiration.
Beim Singen von Awen verbinden sich die Druiden mit dem Atem des Göttlichen. Wir sind dann im Einklang und im Gleichgewicht mit der natürlichen Schöpfungsordnung. Wir können die Gaben der Natur empfangen und unser Energiesystem auffüllen. Im Druidenritual wird Awen dreimal gesungen. Das Wort Awen wird mit drei langgezogenen Silben gesungen, nämlich -> AA … OO … WEN.
Die drei Strahlen des Awen
Dieses Symbol teilt sich in mehrere Bereiche ein, wobei jedes Zeichen seine Bedeutung hat. Die beiden äußeren Linien repräsentieren Mann und Frau und die mittlere Linie repräsentiert den harmonischen Ausgleich.
So stellt der linke Strahl (GOLOFN DUN) das Männliche dar (goldener Strahl des Gottes).
Der rechte Strahl (COLOFN DUWIES) verkörpert das Weibliche (silberner Strahl der Göttin).
Der mittlere Strahl (COLOFN WYTRIN) bildet den harmonischen Ausgleich (kristalliner Strahl) zwischen den beiden Gegensätzen.
Weitere Triaden – um nur ein paar Beispiele zu nennen – sind:
- Körper, Geist und Seele;
- Land, Meer und Himmel;
- Liebe, Weisheit und Wahrheit;
- Natur, Wissen und Wahrheit;
Die drei Punkte des Awen
Die drei Punkte symbolisieren zum einen die drei Tropfen die aus Ceridwens Kessel auf den Daumen von Gwion Bach fielen und ihm so zur Inspiration und Weisheit führten, zum anderen stehen die drei Lichtpunkte für die drei Aspekte der dreifachen Göttin sowie der Trinität des Seins insgesamt.
Die Triade der Sonnenaufgänge
Eine weitere Ebene sind genau jene Punkte, an denen die Sonne zu den Tag- und Nachtgleichen und den Sonnenwenden aufgeht. Zur Tag- und Nachtgleiche geht die Sonne genau im Osten auf, wofür der mittlere Punkt steht.
Zur Sommersonnenwende und zur Wintersonnenwende geht die Sonne im Ost- Nordosten bzw. Ost- Südosten auf, wofür die beiden anderen Punkte stehen.
Die drei Kreise der Schöpfung
Die Kreise um AWEN stellen die drei Kreise der Schöpfung dar: Annwn, Abred und Gwynvid. Jenseits davon befindet sich Ceugant.
Annwn
Alles Leben beginnt in der Mitte, in Annwn. Dies ist die Heimat des Kessels der Wiedergeburt – der Schmelztiegel des Geistes. Einmal geboren, befindet sich der Geist, das Wesen im Kreis von Abred (physisch).
Abred
Abred ist der Kreis des Physischen – von Mineral, Pflanze, Tier und Mensch. Es ist die Reise zur Erleuchtung des Wesens durch die vier Reiche, die sich in der Welt um uns herum manifestieren.
Es gibt viele Wege die wir im Laufe unseres Lebens gehen können. Dabei ist das Reich von Abred unser Lernfeld auf unserem Weg zum Eins-SEIN. Wenn wir unser Leben mit einem Bewusstsein für alle Existenzen gelebt haben, dann setzt sich der Kreislauf fort. Andere mögen zurück in den Kessel schlüpfen um wiedergeboren zu werden, wobei sie die gelernten Lektionen behalten. Einige finden vielleicht Frieden in der Gestalt von Tieren oder dem fließenden Geist eines Flusses.
Gwynvid
Sobald die physische Reise abgeschlossen ist und das Eins-SEIN erlangt wurde, bewegt sich die Reise in den Kreis von Gwynvid. Hier finden wir die Erleuchteten, die vor uns gegangen sind. Wesenheiten, welche die spirituelle Richtung von Abred mit ihren Lehren stark beeinflusst haben.
Ceugant
Man sagt, dies sei die unendliche Ebene des Geistes / der Göttin / des Gottes allein. Es ist die eine über uns wachende waltende Kraft des Weltenalls, der Schöpfungsordnung und der Natur. Es ist der ultimative Raum der Schöpfung, aus dem alles kam und in den alles zurückkehren wird. Manche sehen die drei Kreise der Schöpfung als eine Spirale, die uns auf unserer Reise nach innen zur Quelle führt.
Der druidische Gesang von Awen
Der folgende druidische Gesang von Awen basiert auf einer Grundfrequenz von 528 Hz. Dabei handelt es sich um eine der Solfeggio-Frequenzen. Diese steht für Transformation, Wunder und DNA Reparatur. Die Musik dient als schamanische Medizin zur Unterstützung von Heilung und ist daher weniger zur Unterhaltung geeignet.
In dieser Komposition wird ein fünfoktaviges Fünfeck angewendet. Fünf Oktaven für die fünf Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther). Diese Musik nutzt die Intervalle des Pythagoras und die mikrotonale Stimmung der Zentauren, um Heilung und Harmonie zu schaffen. Sie wurde im Wald, in Höhlen und an Quellen aufgenommen.
In diesem Stück geht es darum, das Awen (die fließende Inspiration) wie eine Quelle zu finden und ihr dann zu erlauben deinen Körper, deine Sprache und deinen Geist zu transformieren.
Dieses Lied ist nicht nur für die heidnische Gemeinschaft gedacht, sondern für die Transformation und Harmonie aller. Die Öffnung des Herzens, die Ausdehnung und Nährung, die Vollendung und Geburt. Es ist also ideal für Meditation, Kontemplation, Inspiration und schamanische Reisen.
In dieser Musik hört ihr das Rauschen des Windes, das Fließen der Quellen, den Ruf der Vögel und den heiligen Hain.
Möge Awen euch alle segnen!
Awen
Awen bedeutet sowohl „der Segen der Götter“ als auch „Inspiration“. Warum wollen die Götter uns segnen. Und warum wollen sie uns Awen geben? Es kann nur daran liegen, daß sie uns lieben. Sie wollen uns auf diesem Wege ihre eigene Fähigkeit des Schöpfens weiterreichen. Sie wollen, daß wir gottgleich sind, damit auch wir Schönheit in der Welt schaffen können.
Es kommt uns oft so vor, daß Awen den Weg zu uns findet, wenn wir selbst ruhig geworden sind. Wenn wir still in uns ruhen um unser Herz, unseren Verstand und vor allem unsere Intuition für mehr öffnen als unsere Alltagssorgen. Aber manchmal braucht Awen das Chaos, die Verwirrung, das Umkrempeln von Vorstellungen und Gefühlen, um mächtig in uns einzudringen.
Die Sorge ist der Feind von Awen. Wenn du dir Sorgen machst, bist du wie ein Hund, der seinen Schwanz jagt. Du drehst dich im Kreis und in deinem Bewusstsein ist kein Platz für Awen.
Du kannst nicht bestimmen, daß der Wind weht. Du kannst aber nach draußen gehen, wenn du ihn wehen siehst und ihm dein Gesicht zuwenden und spüren, wie er über dich hinwegfegt und dich durchströmt. Du kannst wahrnehmen, wie er deine Traurigkeit und Müdigkeit wegbläst, dich reinigt und dir Energie gibt. Du hast keinen Einfluß auf den Wind, aber du kannst dich mehr im Freien aufhalten, als in stickigen, nach Kunststoff riechenden Räumen. Du kannst bewusst an windumfluteten Orte gehen.
Genauso ist es mit Awen. Es kommt von Natur aus von außen. Du kannst es nicht kontrollieren oder einfach einschalten, wann du es für nötig befindest. Aber, du kannst dich ganz bewusst in Situationen begeben, in denen es viel wahrscheinlicher ist, daß die Kraft von Awen dich durchströmt. Das sind Orte in der Natur. Orte von großer Schönheit und/oder mit starker Energie.
Was ist der Unterschied zwischen Intuition und Awen? Intuition ist die Fähigkeit, durch die du Awen empfängst. Das Awen strömt aus der Quelle. Die Intuition ist der Kanal. Je mehr du dich dem Awen öffnest, je mehr du versuchst diese leise Stimme zu hören, den reinen Ton zu erkennen, desto mehr entwickelt sich deine Intuition.
Zu lernen sich für Awen zu öffnen, ist wie zu lernen, wie man ein Fenster öffnet. Es erfordert nichts weiter als sich nach vorne zu beugen, den Riegel anzuheben und das Fenster weit zu öffnen. Dann erledigen der Wind und der Sonnenschein, die frische Luft, der Regen, das Vogelgezwitscher, all das, was reinkommt, die Arbeit. Und du lehnst dich einfach zurück, lässt los und erlaubst dem Wind durch dich zu wehen. Du erlaubst dem Sonnenschein dich zu durchfluten. Um sich für Awen zu öffnen, musst du nur den richtigen Platz einnehmen.
Awen wird laut oder leise in der Seele gesungen. Es setzt sich aus drei Lauten zusammen: Ah-oo-en.
- Der Ah-Laut öffnet dich für das Leben, erweckt Freude und Sinn, strahlt Kraft und Kreativität aus.
- Der oo-Laut erweitert, setzt fort und verbreitet die Energie und Kraft, für die du dich geöffnet hast, und lässt sie erblühen.
- Der en-Laut schließt den Prozess ab, erschafft die Grenze, hält alles zusammen, erdet und gebiert all das, was die beiden vorherigen Klänge inspiriert und erzeugt haben.
Es ist, als ob der „ah„-Laut von Awen die Sonne in deinem Leben ausdrückt und anruft, während der „oo„-Laut die Kraft des Mondes ausdrückt und in dich hinein ruft. Der „en„-Laut verbindet dich mit der Kraft der Erde und auch mit Saturn, dem Herrscher über das Ende und die Vollendung. Der letzte „en“-Laut gibt dir die Energie, deine schöpferische Kraft in der Welt wirklich zu manifestieren.
Awen ist natürlich – ein Teil der Natur. Du kannst also jeden Aspekt der Natur nehmen und dich ihm öffnen. Nimm einfach nur wahr, ohne zu urteilen oder auch nur zu denken, und dadurch kannst du mit Awen inspiriert und belebt werden. Nehmen wir als praktisches Beispiel den Schnee. Sei ganz ruhig und stell dir vor, wie die Schneeflocken sanft um dich herum fallen. Spüre die tiefe Stille die sich dabei über das Land legt. Sieh dir den Schnee im Mondlicht an, funkelnd und unberührt. Spüre, wie dich das Awen berührt. Durch deine Sinne, durch die Vision der Schönheit des Schnees. Durch die Stille, die er um dich herum erzeugt.
Es gibt einen Unterschied zwischen der Inspiration von Awen – die in Blitzen, Wellen, Strömen von Klarheit, Einsicht und Kreativität zu uns kommt – und der Energie von Nwyfre. Nwyfre ist die Lebenskraft, die durch unseren Körper fließt und uns Gesundheit und Vitalität verleiht. Nwyfre ist wie das Prana des Yoga oder das Chi‘ der Taoisten. Im Idealfall fließt Nwyfre immer stark durch uns. Awen hingegen besucht uns wie eine kühle Brise, ein Sonnenstrahl, das Geschenk des Regens, der als Segen kommt und uns wieder verlässt. Beständigkeit ist keine Eigenschaft von Awen. Es liegt in seiner Natur, daß es kommt und geht. Aber es ist unsere Aufgabe Awen zu ermutigen öfter zu kommen. Zumindest müssen wir versuchen, ihr auf halbem Weg entgegenzukommen.
Versuche, deine Aufmerksamkeit auf dein Herz zu richten und folge einfach den Bildern, die sich dir zeigen. Irgendwann kommst du vielleicht zu einem Garten. Vielleicht musst du ein geheimes Tor oder eine Tür zu diesem Garten finden. Oder du musst dir einen Weg durch einen dunklen Wald bahnen um ihn hinter zwei Bächen zu finden. Versuche diesen Garten des Herzens zu finden. Manchmal findest du dort einen Teich der dich mit seinem Wasser erfrischt. Ein anderes Mal brennt dort ein Feuer, das dich mit Energie und Leidenschaft erfüllt. Beides kann dich mit Awen segnen.
Manchmal scheint Awen in dich hinabzufließen. Es fühlt sich so an, als ob die Inspiration von oben in dich einströmt. Aber manchmal scheint sie von tief unten in dir aufzusteigen. Tief vom Zentrum der Erde unter dir. Die Welle im Meer sagt: “Wenn ich die anderen Wellen und mich betrachte, dann sind wir alle unterschiedlich. Doch tief in meinem inneren weis ich, daß wir alle gleich sind. Wir haben nur das Gefühl, die Illusion, daß wir losgelöst von allen anderen durch das Leben treiben.“ Wenn wir aber die Awen suchen, die kalte, sprudelnde Quelle aus der Tiefe, die geschmolzene Lava, die uns mit ihrer Kraft überrascht wenn sie aus der Erde herausbricht, dann öffnen wir uns für unser tieferes, unser wahres Selbst. Wir fühlen uns wieder mit der ganzen Menschheit und dem ganzen Sein verbunden.
Öffne dich dem Awen auch, wenn du dich in schwierigen Umständen befindest. Wenn du innerlich nicht still sein kannst und wenn um dich herum Chaos herrscht. Vor allem, wenn das Leben gerade alles andere als einfach ist. Versuche in diesen Momenten Awen zu finden. Es ist schwieriger, viel schwieriger. Aber wenn du es schaffst ist es, als würdest du durch eine Tür in einer schmutzigen Stadtstraße gehen und einen geheimen Garten entdecken. Dieser war schon immer da. Dort ist es ruhig und beschaulich. Eine Oase der Ruhe und Schönheit. Eine Möglichkeit dorthin zu gelangen besteht darin zu sich selbst sanft zu sagen: „Halt!“. Das Leben kann so anspruchsvoll sein, so verlockend, daß es uns mitreißt und wir aus der Mitte gerissen werden. Wenn wir uns selbst sagen, daß wir für einen Moment innehalten sollen gibt uns das die Möglichkeit, uns nicht mehr mit dem Drama um uns herum zu identifizieren. Wir können zu uns selbst zurückkehren. Zu der uns angeborenen Stille in unserem Wesen. Und dann werden wir manchmal genau in diesem Moment mit Awen belohnt.
Der Kranich ist ein Vogel, der uns lehren kann wie wir Awen finden können. Er ist die Geduld in Person. Er kann stundenlang regungslos wie eine Statue dasitzen, ins Wasser starren und darauf warten, zuzuschlagen. So muss auch der Barde, der Awen suchen will, lernen zu warten. Einen Geist zu haben, der ruhig und konzentriert ist wie der des Kranichs, und ein Herz, das so ruhig ist wie ein stiller See. Dann, wenn das helle Aufblitzen von Awen unter der Oberfläche zu sehen ist, kann der Geist es schnell erfassen, so dass es zur Nahrung für einen neuen Tag wird.
Dichter sprechen von „la ligne donnée“ – der gegebenen Zeile. Dies ist die Zeile eines Gedichts die ihnen von der Muse, vom Geist gegeben wird. Sie kommt ihnen von irgendwoher, scheinbar außerhalb von ihnen selbst, oder vielleicht aus ihrem Unterbewusstsein. Sobald sie diese Zeile haben können sie ihr Gedicht beginnen. Es ist der Funke, der Auslöser, der Katalysator für ihren kreativen Prozess. Das ist Awen. Ob wir nun Dichter sind oder nicht, was auch immer unser kreativer Bereich ist, ohne Awen ist es schwer, wenn nicht gar unmöglich, zu beginnen. Aber wenn es uns einmal gegeben ist, ist es wie eine Befruchtung. Plötzlich ist die Welt, unsere Arbeit, voller Möglichkeiten.
Awen ist die Milch der Göttin, der Samen des Gottes, göttlicher Nektar, fließende kreative Inspiration. Es ist wie das Amrita des Hinduismus, aber ein wenig anders. Es ist wie die Gnade der Christen, aber ein wenig anders. Es ist wie das Tao der Taoisten, aber ein wenig anders. Stelle dir vor, daß du Awen trinken kannst – Gwion hat es schließlich getan. Wenn du in einer druidischen Zeremonie Met aus einem Kelch schlürfst dann stell dir vor, du trinkst Awen aus Ceridwens Kessel.
Inspiriert durch Philip Carr-Gomm